Thema

Ethnische Gruppenbildung in der Vormoderne

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Ethnische Gruppenbildung in der Vormoderne. Interkulturalität und Transkulturalität am Beispiel der Armenier im östlichen Europa

Beispielhaft wurden in diesem Vorhaben armenische Kaufleute in vier städtischen Handelszentren betrachtet: Kamjanec in Podolien, Lemberg, Krakau und Danzig, vom späten Mittelalter bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. In den beiden ersten Städten existierten ethnische Organisationsstrukturen mit einer armenischen Selbstverwaltung, die auch gegen Widerstände der Bürgerschaft durchgesetzt wurde. Bei den Armeniern in Krakau und Danzig gab es dazu noch nicht einmal Ansätze, und die armenischen Kaufleute agierten ohne einen gemeinsamen institutionellen Rahmen. Allen gemeinsam war die Identifikation über einen sozialen Marker in den Quellen, den Zusatz »Armenus« beim Namen. Das Projekt untersuchte an diesen Beispielen Strategien transkultureller Kommunikation und ethnischer Gruppenbildung der armenischen Kaufleute in unterschiedlichen rechtlichen wie gesellschaftlichen Zusammenhängen. Dabei war die Selbst- und Fremdverortung individueller Akteure in wechselnden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen Gegenstand der Untersuchung; die Existenz eines klar umrissenen ethnischen Kollektivs wird also nicht von vornherein vorausgesetzt. Vormoderne Ethnizität wird somit selbst als geschichtliches Phänomen greifbar, als Weg zur Durchsetzung individueller wie gesellschaftlicher Agenden, neben – und teilweise in Konkurrenz – zu transkultureller Verflechtung.

Das Vorhaben wurde als DFG-geförderte »Eigene Stelle« durchgeführt.

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