Thema

Ländliche Kultur als Ware

Das Projekt beschäftigt sich mit der Vermarktung ländlicher materieller Kultur aus Ostmitteleuropa in der Moderne. Es fragt danach, welche Rolle mobile Akteure aus ländlichen Regionen in der Artikulierung moderner Identitätsentwürfe spielten.

Tschechoslowakischer Tisch mit Kunsthandwerk, 1922, USA

Ländliche Kultur als Ware:  Soziale Teilhabe, Mobilität und Identitätspolitik in Ostmitteleuropa, ca. 1870-1930

Wie lässt sich die Geschichte der Moderne aus der Perspektive ländlicher Regionen schreiben? Noch heute präsentiert sich der ländliche Raum als traditionsbewusstes Gegenstück zur Moderne, obwohl er bereits im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert von zunehmender Mobilität geprägt war. Befördert wurde dies ebenso wie in den Städten durch überregionalen Austausch mittels neuer Technologien, Verkehrsinfrastruktur und Absatzmärkte. Darüber hinaus ermöglichten Migration und Bildungsreformen soziale Mobilität. Der vermeintliche Gegensatz zwischen Tradition und Moderne wird deshalb hier als Teil desselben grundlegenden sozialen Wandels verstanden, der die Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe von Menschen fernab der ökonomisch und politisch privilegierten Gesellschaftsschichten neu verhandelte.

Dieses Forschungsvorhaben untersucht, wie traditionelle ländliche Kultur im Spannungsfeld zwischen globalem Kapitalismus und erhöhter sozialer Teilhabe als Ware veräussert wurde. Mit Fokus auf Handwerk (Textil, Holz, Keramik) geht das Vorhaben der Frage nach, welche Rolle sozial und räumlich mobile Akteure aus ländlichen Regionen Ostmitteleuropas durch die Kommodifizierung »ihrer« Vergangenheit in der Artikulierung moderner Identitätspolitik spielten.

Das Vorhaben ist Teil der von Dr. Corinne Geering geleiteten Nachwuchsgruppe »Ostmitteleuropa im Vergleich«.

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