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Landesausbau

Während des hochmittelalterlichen Landesausbaus in Ostmitteleuropa wurde die Siedlungs- und Kulturlandschaft weitgehend umgestaltet. Besonders der als »Vergetreidung« bezeichnete Prozess hatte viele soziale und ökologische Folgen, die an ausgewählten Beispielen interdisziplinär erforscht werden.

Oderlandschaft

Seit der Karolingerzeit (8./9. Jahrhundert) hatten die Menschen im östlichen Frankenreich begonnen, das von ihnen agrarisch genutzte Land auf Kosten von Wäldern, Sümpfen und Ödlandzonen auszudehnen. Die im Rahmen dieses inneren Landesausbaus gewonnenen Erfahrungen wurden genutzt, als nach der Eroberung der elbslawischen Gebiete seit dem 12. Jahrhundert auch dort eine weitgehende Veränderung der Kulturlandschaft vorgenommen wurde.

Sie erhielt zusätzlichen Antrieb, weil nach Hochwasserereignissen in den Flussmündungsgebieten der heutigen Niederlande Personengruppen zur Migration in die wenig besiedelten Markengebiete und slawischen Fürstentümer veranlasst werden konnten, die ihre Kenntnisse zur Umstrukturierung und Erweiterung des Siedlungslandes einzusetzen bereit waren. Gemeinsam mit den slawischen Bewohnern legten sie Wälder nieder und Sümpfe trocken, um Anbauflächen zu gewinnen. Anderenorts stauten sie Flüsse und Seen auf, um Wassermühlen anzutreiben, in denen das produzierte Getreide gemahlen wurde, wenn es nicht in den Export ins westliche Mitteleuropa gelangte. Der mit der Errichtung zahlreicher neuartiger Dörfer und Städte verbundene hochmittelalterliche Landesausbau hatte allerdings vielfältige soziale und ökologische Folgeerscheinungen, die heute mit naturwissenschaftlichen Methoden erforscht werden können.

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