
Themenfeld
Gesellschaftliche Dimensionen interkultureller Beziehungen
Als wesentlicher Beitrag der internationalen Kulturtransferforschung kann der Nachweis weit verzweigter Wechselwirkungen von interkulturellen Beziehungen und dem Wandel von nationalen Gesellschaften gelten. Interkulturalität für das östliche Europa zu analysieren, bedeutet den Blick auf transregionale Verflechtungsprozesse zu erweitern.
Mit kunst-, stadt-, wirtschafts-, und sozialgeschichtlichen Forschungen, die vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart reichen, wird ein breites Themenspektrum behandelt. Dazu zählen Fragen nach den soziokulturellen Spezifika einer frühneuzeitlichen Stadtgesellschaft oder des postsozialistischen Kunstbetriebes, Fragen nach den Kulturen des Wirtschaftens in der Region unter der global condition seit dem späten 19. Jahrhundert, Fragen nach der kulturellen Bedeutung von Arbeit in der staatssozialistischen Industriegesellschaft verglichen mit dem kapitalistischen Wohlfahrtsstaat oder der ökonomischen Bedingtheit der Konstruktionen von Eigen- und Fremdbildern um 1900. Die Forschungsthemen zeichnen sich durch methodologische Vielfalt und einen kritischen Blick auf lang etablierte Vorstellungen von Zentrum und Peripherie, Modell und Rezeption, Fortschritt und Rückständigkeit aus und hinterfragen essentialistische Identitätskonstruktionen.
Forschungsthemen
Akteure der Kunstförderung im Postsozialismus

Im Zentrum der Forschungen steht eine kritische Analyse der Motive, die transnational agierende Fördermittelgeber dazu veranlassten, sich unmittelbar nach dem Ende des Staatssozialismus für die weitere Sicherung der Produktion und die weltweite Verbreitung von Kunst aus Ostmitteleuropa zu engagieren.
Arbeit in Ost und West
Erforscht wird der Wandel von soziokultureller Wahrnehmung und Bedeutung der »Arbeit« in den Industriegesellschaften der Tschechoslowakei und Frankreichs während der ersten drei Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg. Vorstellungen und Praktiken von Normalität und Marginalität werden komparativ und in transnationaler Perspektive untersucht.
Bildmedienproduktion im östlichen Europa

An der Schnittstelle von Wirtschafts- und Kulturgeschichte werden Bildmedienproduzenten in den multiethnischen Regionen des östlichen Europas um 1900 erforscht. Denn die Semantiken der Bilderwelten um Ethnizität im östlichen Europa sind nicht von ihrer Produktion, Distribution und Vermarktung zu trennen.
Die Schlacht von Chotyn 1621
Eine Studie zum Leben und Alltag des Militärpersonals, insbesondere der Söldner, während des Krieges von Chotyn 1621, der auf dem Territorium der Ukraine zwischen Polen-Litauen und dem Osmanischen Reich stattfand. Untersucht werden die Auswirkungen des Krieges auf das Leben und die Lebensweise der Bevölkerung in der Region, in der militärische Operationen stattfanden.
Institutionen und Kulturen des Wirtschaftens
Untersucht werden Transfers von ökonomischen Institutionen in das östliche Europa und deren Adaption an regionale Rahmenbedingungen, Wertvorstellungen und Handlungsmuster. Ziel sind Antworten auf die Frage nach der Rolle von Verflechtungs- und Globalisierungsprozessen für die Herausbildung und Entwicklung regionalspezifischer Kulturen des Wirtschaftens.
Traveling Seminars »Linking (Art) Worlds«
Die Kunstszenen der Nachkriegszeit in den Vereinigten Staaten und in Ostmitteleuropa wurden bisher nur selten in einem gemeinsamen Rahmen betrachtet. Das Projekt zielt darauf ab, das Studium amerikanischer Kunstthemen zu erweitern, indem es diese in Zusammenhang mit Ereignissen, Entwicklungen und Debatten in der osteuropäischen Kunstszene bringt.
Vormoderne Migrationsgesellschaft

Am Beispiel einer frühneuzeitlichen Stadtgesellschaft im Osten Europas werden die soziokulturellen Konsequenzen langfristiger wie vielgestaltiger Migrationsprozesse untersucht. Ziel ist das Nachzeichnen und Erklären der Spezifika, die das multiethnische und multikonfessionelle städtische Zusammenleben jenseits nationaler Antagonismen geprägt haben.