Thema

Sprechen gegen das Archiv

»Wer erzählt die Geschichte«, fragt die Theaterregisseurin Alina Șerban 2017 im Stück »Die Große Scham«. Nach 1989 ergreifen rumänische Roma das Wort und erschaffen eine Vielfalt an Texten, Theaterstücken und Kunstwerken. Was für eine Geschichte erzählen sie?

Frau singt in ein Mikrofon umringt von Händen

Sprechen gegen das Archiv. Historisches Wissen in künstlerisch-kulturellen Ausdrucksformen der Emanzipationsbewegung der Roma in Rumänien nach 1989 

Die Roma sind eine große nationale Minderheit in Rumänien. Dennoch wurden sie erst 1990 vom rumänischen Staat als solche anerkannt. Viele Roma treten für die Menschen- und Bürgerrechte der Minderheit ein und tauschen sich international aus. Manche gründen Vereine, NGOs, Zeitschriften und Verlage. Andere dichten, erzählen, performen oder spielen Theater und schaffen bildende Kunst. 

Ein wichtiges wie schmerzhaftes Thema in den verschiedenen Kunstformen ist die Geschichte der Roma und ihrer Versklavung, Verfolgung und Ausgrenzung. Welche narrativen und ästhetischen Strategien entwickeln die Kulturschaffenden, um die eigene Geschichte zu erzählen? Auf welche Wissenstraditionen beziehen sie sich und gegen welche schreiben sie an? 

Das Projekt widmet sich der Frage, wie die Minderheit der Roma in Rumänien nach 1989 historisches Wissen gestaltet. Im Fokus steht die Bedeutung bildender und darstellender Kunst sowie Literatur für eine Gruppe, der eigene Institutionen und Organisationen lange verweigert wurden. Inwiefern werden künstlerische Formen zu Orten der Tradierung und Aneignung von Wissen? Von besonderem Interesse sind dabei Begegnungen und Verflechtungen, die unter anderem mit partizipativen Forschungsmethoden erforscht werden.

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