Thema
Oral History der sowjetischen Deportationen aus der Westukraine, 1944-1955
Das Projekt befasst sich mit Oral-History-Berichten von Männern und Frauen über ihre Deportationen in der Folge der sowjetischen Besetzung des westlichen Teils der Ukraine im Jahr 1944. Es analysiert und vergleicht die unterschiedlichen Erfahrungen mit Verhaftung, Inhaftierung, Deportation und dem Leben in »Spezialsiedlungen« bzw. Gulag-Gefängnissen sowie das Leben der Betroffenen nach der unmittelbaren Gewalterfahrung.

Geschlechtsspezifische Perspektiven auf das Leben mit Deportationserfahrung: Ein Oral-History-Projekt über sowjetische Deportationen aus der Westukraine, 1944–1955
Für den sowjetischen Staat war die Zwangsdeportation eines von vielen Instrumenten des Terrors, die im Umgang mit Dissens zum Einsatz kamen. In den 1940er und 1950er Jahren wurden viele Menschen, die als »Staatsfeinde« galten, in Spezialsiedlungen (спецпоселение) oder Gulag-Gefängnisse deportiert. Allein in den Jahren 1944–1946 deportierten die sowjetischen Behörden 36 609 Menschen in entlegene Gebiete der Sowjetunion. Die Deportierten wurden in Siedlungen in Sibirien, Kasachstan und Zentralasien gebracht, wo sie unter der Aufsicht des NKWD in Baracken leben mussten.
Zu den wichtigsten historischen Quellen, die die Geschichte der sowjetischen Deportationen belegen, gehören die mündlichen Erzählungen der Opfer. In den letzten Jahren wurden sie zunehmend für verschiedene Forschungsarbeiten herangezogen. Das Projekt basiert auf mündlichen Zeugnissen von Männern und Frauen, die aus dem westlichen Teil der Ukraine, der das heutige Gebiet der Regionen Lvivska, Ternopilska, Ivano-Frankivska, Volynska, Rivnenska, Khmelnytska, Chernivtsi und Zakarpattia umfasst, deportiert wurden. Ziel der Untersuchung ist es, eine spezifische Geschlechterperspektive aufzuzeigen, indem die Art und Weise des Erzählens von Männern und Frauen sowie ihr jeweiliger Umgang mit dem Trauma verglichen wird. Die Zeugnisse enthalten Narrationen über die Verhaftung, den Deportationsprozess, das Leben in einer »Spezialsiedlung« oder in einem Gulag-Gefängnis sowie die Zeit nach der Entlassung.