Thema

Staatsbürgerschaft in den Randgebieten des Russischen Kaiserreichs

Dieses Projekt untersucht die Einführung der russischen Staatsbürgerschaftspolitik in den Provinzen (Oblasten) Kars und Batum, die durch den Berliner Vertrag Russland zugesprochen wurden. Es betrachtet zum einen den Umgang verschiedener religiösen und ethnischen Gruppen mit dieser Verschiebung und der russischen Verwaltung, zum anderen wie ihre transregionalen und transimperialen Verbindungen und Mobilitäten das Funktionieren der russischen Herrschaft prägten.

Die politischen Grenzen in Kaukasien von 1856 bis 1918. Bearbeitet in der Kartogr. Abteilung der Kgl. Preuß. Landesaufnahme. Juli 1918. Geograph. Apparat Univ. Greifswald B2205.

Russische Kaiserherrschaft und Staatsbürgerschaft im Südkaukasus (1878–1914)
Der Russisch-Osmanische Krieg von 1877/78 endete mit zwei Verträgen (San Stefano und Berlin, beide 1878 unterzeichnet), in deren Folge Russland zwei Verwaltungseinheiten, die Provinzen Kars und Batum, in den zuvor osmanischen Gebieten einrichtete. Diese Provinzen wurden von einer militärisch-zivilen Verwaltung (voenno-narodnoe upravlenie) verwaltet, eine Form, die bereits in auffälligen (oder nicht zu bändigenden) Regionen im Kaukasus angewendet worden war.

Neben der unmittelbaren Notwendigkeit, die Ordnung in diesen Provinzen aufrechtzuerhalten, verfolgte Russland auch das Ziel, die lokale Bevölkerung in eine zivile Verwaltung nach kaiserlichem Recht zu überführen und sie formell als Bürger zu integrieren. Anhand einer vergleichenden Analyse anderer eurasischer Grenzgebiete untersucht das Projekt die mit dieser Übertragung und Eingliederung verbundenen politischen Maßnahmen und befasst sich dabei eingehend mit dem konfliktträchtigen geopolitischen Kontext, in dem sie entstanden und vis-à-vis mit angrenzenden (imperialen und anderen) Mächten in der Region gestaltet worden sind.

Darüber hinaus werden die vielfältigen Erwiderungen und Reaktionen der Grenzlandbevölkerung auf diese Politik, ihre sozialen und ökonomischen Überlebensstrategien und die Konfigurationen ihrer politischen Loyalitäten untersucht, da sie eng mit den transregionalen und transimperialen Verbindungen und Mobilitäten verbunden und von diesen geprägt waren, die auch die auf Zentralisierung und Reformen in den Grenzregionen ausgerichtete Politik des russischen Imperiums bestimmten.